20 Jahre Zentrum für Erneuerung

„Wenn du nicht in den Tower gehst und den Flugzeugen Landeerlaubnis gibst, werden sie weiter fliegen und ihre wertvolle Fracht an einem anderen Ort entladen.“ So deutete eine ugandische Fürbitterin meinen Gebetseindrucks von Flugzeugen, die in einer Warteschleife auf die Landung warteten. Das war das zweite Mal, dass Gott mich aufforderte aktiv zu werden.

5 Monate später war das Neue schon konkret. ‚Zentrum für Erneuerung – Maranata e.V.‘ wurde am 27. Oktober 2002 gegründet. Gottes Auftrag verstanden wir so: Menschen sollten in ihrer Beziehung zu Gott, zu ihren Mitmenschen und zu sich selbst in Erneuerung kommen durch Gebet, Lobpreis und Heilung. Dafür wollten wir seelsorgerlich-therapeutische Beratung für Einzelpersonen und Paare sowie Seminare, die sich mit dem Thema ‚Heilung von Beziehungen‘ beschäftigten, anbieten. Darüber waren sich alle bei der Gründungsversammlung einig. In der Kaffeepause fügte dann Gott noch die Erneuerung der Beziehung zwischen Christen und Juden hinzu.

Dass wir vom Finanzamt innerhalb weniger Tage als ‚gemeinnützigen Zwecken dienend‘ anerkannt wurden und so viele Spendenzusagen erhielten, dass die Arbeit im Januar 2003 starten konnte, zeigt Gottes Wirken überdeutlich. Die vom CVJM getragene Reha-Arbeit für junge Erwachsene, die vorher im Haus erfolgte, hat darüber hinaus den praktischen Start erleichtert.

Inzwischen haben sehr viele Menschen durch Beratung und therapeutische Seelsorge in ihren Lebens-, Beziehungs- und Glaubenskrisen Hilfe und eine neue Ausrichtung erfahren. Das Beratungsangebot hat sich zu unserem stärksten Arbeitsbereich entwickelt, nicht ohne starke Schwankungen zu durchlaufen. Ein erheblicher Teil der Gespräche erfolgt inzwischen online. Vor 2 Jahren hätte ich mir das absolut nicht vorstellen können. Doch Corona hat uns herausgefordert, neue Wege zu gehen. Und so können wir auch Menschen dienen, die weit weg von Oberpleis wohnen. Auch wenn die fehlende persönliche Begegnung Grenzen setzt, ist Gottes Geist nicht an einen Raum gebunden.

Zu unseren Seminarangeboten bekommen wir ganz häufig die Rückmeldung: ‚Ihr habt ein tolles Angebot, ihr habt die richtigen Themen.‘ Das hört sich gut an. Trotzdem fallen leider viele Seminare aus, weil wir zu wenig Anmeldungen haben. Die ersten Jahre haben wir uns bemüht herauszufinden, woran das liegt. Alle Erklärungen, die uns plausibel erschienen, haben nicht dazu geführt, dass sich mehr Menschen angemeldet haben. Erfreulich ist, dass die Teilnehmer unsere Angebote als sehr hilfreich erleben. Gott segnet im Kleinen. Die Ausweitung auf Online-Seminare ist eine spannende Sache und wir konnten schon Teilnehmer aus Südamerika begrüßen. Ganz neu ist ein Online-Seminar für Mitarbeiter eines mittelständischen Unternehmens in Ostdeutschland.

Die Online-Möglichkeiten nutzen wir auch beim Lobpreisabend, der an jedem 3. Donnerstag im Monat stattfindet. Die Aufzeichnung der Predigt kann jetzt jeweils auch auf der Homepage nachgehört werden.

Die Lockdowns wegen Corona und dann auch noch meine Erkrankung Anfang 2020 haben in mir die Befürchtung geweckt, dass dies das Ende der Arbeit wird. Rückblickend können wir sehen, wie sehr wir durch diese Herausforderungen gesegnet wurden. Corona hat unsere Grenzen weit und bleibend geöffnet. Inzwischen haben wir sogar unsere Satzung geändert, um Sitzungen und Abstimmungen online durchführen zu können. Auch wenn es bedrohlich aussah, Gott gedachte es gut mit uns.

In dieser kritischen Situation haben wir auch die höchste Spende der Vereinsgeschichte erhalten. Noch bevor wir diese finanziellen Mittel gebraucht haben, wurden sie bereit gestellt. Voller Dankbarkeit gegenüber Gott können wir sagen, dass wir noch nie wirklich Mangel an Geld hatten. Auch wenn es große Schwankungen auf unserem Bankkonto gab, hat es immer sowohl für die laufenden Ausgaben gereicht, als auch für besondere Kosten, wie zum Beispiel die Installation einer neuen Heizung oder die Anschaffung der Ausrüstung für das Onlineangebot. Das lässt hoffen, dass wir auch mit den deutlich höheren Gaspreisen klar kommen werden. Ein Gründungsmitglied sagte: Solange wir Israel unterstützen, sorgt Gott für uns.

Bis Mitte 2016 haben wir mit dem Zehnten aus allen Einnahmen des Vereins das Vaterhaus auf dem Ölberg, ein deutsches Gebetshaus in Jerusalem, unterstützt. Seither teilen wir das Geld auf zwei Projekte auf: Mr. OK, wie sich der arabische Christ Toni nennt, geht mit seinen evangelistischen Shows in die Schulen im Westjordanland. Caroline, eine messianische Jüdin, und ihr Mann Richard Hyde erzählen auf vielfältige und bewegende Weise säkularen und orthodoxen Juden, dass Yeshua der verheißene Messias ist.

Den Versuch, mit Israel neben Beratung und Seminaren einen eigenständigen Arbeitsbereich aufzubauen, mussten wir bald wieder aufgeben. Doch da wurde der Gedanke für Gebetsreisen nach Israel sowie später nach Auschwitz geboren. Wegen Corona konnten wir leider unsere Gebetsreisen nach Israel nicht weiter durchführen. Gerade schöpfen wir allerdings Hoffnung, dass es bald wieder möglich sein wird, Christen mit ihren geistlichen Wurzeln in Israel in Verbindung zu bringen.

Die Frage, wie wir die Gebäude intensiv nutzen können, hat uns mehrfach sehr herausgefordert. Der Ideenbogen spannte sich von einer Gebets-WG über Kurzaufenthalte für psychisch Kranke an Stelle eines Klinikaufenthalts bis zu einer ambulanten Reha-Arbeit für psychisch kranke Jugendliche. Aus all dem wurde nichts. Irgendwann haben wir begriffen, dass Gott es sich leisten kann, Räumkapazitäten nicht voll auszunutzen, bis sein Zeitpunkt kommt. Und der kommt. Die ugandischen Fürbitter haben zu uns gesagt, dass das, was wir tun werden, in Ordnung ist, der Plan Gottes jedoch noch mehr vorsieht. Ein prophetischer Eindruck, in dem das Haus ein Leuchtturm ist, bestätigt dies: Das Haus soll noch viel mehr oder tiefer von sich reden machen.

Ich bin der tiefen Überzeugung, dass die Arbeit in der Gruppe mehr bewirkt als mit Einzelnen. Deshalb hat sich Jesus auch gleich eine Zwölfergruppe zusammengesucht. Doch all unsere Bemühungen, unterschiedliche Gruppenangebote längerfristig zu installieren, waren ziemlich kurzlebig oder kamen gar nicht zustande. Da gab es eine Gruppe für Mütter, eine Supervisionsgruppe für Seelsorger und eine für Traumatisierte. Andere längerfristige Angebote haben sich mit Themen wie ‚Heilende Gemeinschaft‘ ‚Heilung und Befreiung’ oder ‚Worship with the Word‘ beschäftigten. Geblieben ist seit 2009 das Familienstellen.

Bei der Gründung hatten wir die Idee, dass das Gebet einen eigenständigen Bereich innerhalb der Arbeit darstellen sollte. Das war wohl nicht Gottes Plan. Gebet gehört zu allem, was diese Arbeit ausmacht und kommt in unterschiedlicher Weise vor: Seit 2006 beten am Montag Abend Menschen für die Arbeit. Wir haben Gebetsketten um das Haus gebildet, um Altlasten zu überwinden. Es gab Gebetstage und Gebetswanderungen im Siebengebirge. Wir haben uns mit der Gebetsinitiative Westerwald und einer Gebetsinitiative in der Eifel vernetzt. Eine Zeit lang war die Gruppe des Wächtergebets Bonn jeweils zum Jahreswechsel hier. Die Vereinsmitglieder haben eine Gebetskette gebildet, in der jeder eine feste Zeit zum Gebet für die Arbeit übernommen hat. Seit 2016 gibt es am Montag das Morgengebet und dann kam auch noch am Freitag das Abendgebet dazu. Seit einigen Jahren sind die Navigatoren aus Bonn am Jahresanfang zu ihrem Gebetswochenende hier. Und seit längerer Zeit beten wir wieder sehr konkret für diese Region. Die besonderen Highlights sind natürlich die Gebetsreisen nach Israel und Auschwitz.

Die ugandischen Fürbitter hatten den Eindruck, dass es in den beiden Häusern gutes Essen gibt; in einem Haus die geistliche Nahrung und im anderen die natürliche Speise. Mit der geistlichen Nahrung konnte ich schon immer etwas anfangen. Wie das mit der natürlichen Speise aussehen sollte, war für mich  rätselhaft. Doch im November 2017 haben wir zum ersten Mal sonnengereifte und unbehandelte Früchte aus Spanien verkauft. Durch diese Aktion bekommen Menschen in der Region, wie prophezeit, gesunde Nahrung und erfahren von dieser Arbeit. Zweieinhalb Jahre später, zu Ostern, wurde hier von der Brotzeit-Initiative das erste Brot gebacken. Gottes Reden ist Realität geworden.

Das alles ist nur möglich geworden, weil sich Menschen in die Arbeit einbringen oder eingebracht haben. Die Hausmeister, die die nötigen Reparaturen durchführen, Räume verschönern und vor allem die großen Außenanlagen richtig gut pflegen. Die Hauswirtschafterinnen, die das Haus sauber halten, die Zimmer für die Besucher vorbereiten, dekorieren und leckeres Essen zubereiten. Die Mitarbeiter im Beratungs- und Seminarbereich, die ihre fachliche und geistliche Kompetenz einbringen. Die Sekretärinnen, die sich um Buchhaltung, Verwaltung und Seminarorganisation kümmern. Die Lobpreiser, die vor Gott stehen und in die Gegenwart Gottes führen. Die Vereinsmitglieder und die Vorstandsleute, welche die inhaltliche und geistliche Verantwortung für die Arbeit übernehmen. Die Freunde, Beter und Spender, die die Arbeit vor Gott bringen und sich von ihm beauftragen lassen, finanziell in die Arbeit zu investieren oder die einfach mal Hand anlegen. Ihnen allen gilt unser ganz tiefer Dank.

Zum Schluss noch ein großer Bogen: Schon im Sommer 1987 – lange vor Zentrum für Erneuerung – Maranata – hat Gott mir gesagt, dass er dieses Haus braucht, damit sein Volk auf dem Weg aus dem Osten zurück in seine Heimat Israel hier Rast machen kann. Dieser Gedanke hat mich und andere wie elektrisiert obwohl es damals völlig unvorstellbar war, dass Menschen die damalige Sowjetunion Richtung Westen verlassen könnten. Stacheldraht und Mauer waren nahezu unüberwindbar. Doch die Matratzen, die ich damals auf den Sperrmüll geben wollte, lagern heute noch auf dem Spitzboden des Nebengebäudes als Ausdruck unserer Bereitschaft, den Juden aus dem Osten hier einen Rastplatz zu ermöglichen. Beim Ausbruch des Ukraine-Krieges war ich wieder so elektrisiert wie damals. Ob jetzt etwas von Gottes Plan mit diesen Gebäuden wahr wird? Die ukrainischen Juden sind jedoch bislang direkt nach Israel gegangen oder über angrenzende Staaten nach Israel ausgereist. Die Anzeichen, dass sich die Lage der Juden in Russland verschlechtert, nehmen zu. Und die Prophetie von Steven Lightle, die mich so elektrisiert hat, bezieht sich vor allem auf diese Menschen. Es sieht so aus, als wäre Gottes Zeit, in der er die Häuser hier in besonderer Weise benötigt, noch nicht gekommen. Deshalb bleiben die Matratzen noch auf dem Spitzboden. – Wenn es so weit ist, brauchen wir auf jeden Fall neue Matratzen.

20 Jahre Zentrum für Erneuerung – Maranata sind eine sehr bewegte Zeit, durchdrungen von Freude und Bangen, Staunen und Zweifeln, Entwicklung und Krisen. Unsere jährlichen Klausuren im Spätherbst haben immer dazu geführt, dass wir uns neu auf Gott ausgerichtet haben, um von ihm her zu verstehen, was ihm wichtig ist. Er hat unser unruhiges Herz stets beruhigt, damit wir nicht so sehr in Aktivismus verfielen, sondern warten konnten bis er handelt. Im Rückblick können wir sagen, dass unser Name das Programm für die Arbeit ist. Zu Beginn stand die Erneuerung im Fokus, nach und nach kommt Maranata – Herr komme bald – immer mehr in den Vordergrund. Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Doch wir haben die Gewissheit, dass der Himmel über Maranata weiterhin offen ist, auch wenn wir die Wege noch nicht wirklich sehen.

Ich glaube, dass es um ein Zweifaches, das zusammengehört, geht: Dass der eine neue Mensch, so wie es in Epheser 2,15 beschrieben wird bzw. die Braut aus der Offenbarung, hervorkommt – das war übrigens das Thema unseres ersten Freundestages 2004 – und wir dem wiederkommenden Christus den Weg bereiten durch die Haltung ‚Gelobt sei, der der kommt im Namen des Herrn!‘ Das hat Jesus zur Voraussetzung gemacht, damit wir ihn wiedersehen (Mt 23,39)

Hans Wiedenmann

Den Vortrag können Sie auf unserer Homepage nach hören.